Umfrage der Kreisschülervertretung zum Distanzunterricht


zur Auswertung

Liebe Leser*innen,

seit nun mehr als einem Jahr, leiden alle Schüler*innen unter den Einschränkungen und Folgen der Corona-Pandemie, so auch die Schüler*innen des Kreises Offenbach. Wir als Kreisschülervertretung führten vom 23.03.2021 bis zum 24.04.2021 eine Umfrage zu genau diesem Thema durch. Um Präsenz zu zeigen und den Schüler*innen ein offenes Ohr für Kritik und Vorschläge zu bieten sowie klare Forderungen zu stellen, war die Umfrage an alle Schüler*innen des Kreises gerichtet.

Neben Fragen welche sich direkt mit dem Unterricht auseinandersetzen, wie z.B. Tools im Distanzunterricht, Kompetenzen von Lehrkräften oder die technische Umsetzung, fragen wir auch gezielt nach dem Leben abseits der Schule.

Insgesamt umfasste die Umfrage 14 Fragen zu den eben benannten Themenbereichen. Teilgenommen haben insgesamt 1459 Schüler*innen der Jahrgänge 5-13 aus 16 Schulen. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Umfrage ausführlich erklärt und graphisch dargestellt.

Wir hoffen, ihnen einen Einblick in die Lage der Schüler*innen geben zu können. Bei weiterem Interesse sind wir auch gerne bereit mit ihnen persönlich zu sprechen (soweit Corona dies zulässt, ansonsten Online).

Sarah Joswig
Kreisschulsprecherin

Philipp Kremser
Umfrageleitung

1. Erhobene Daten

Die Umfrage der Kreisschülervertretung zum Distanzunterricht startete am 23.03.2021 und endete am 24.04.2021. Die Daten wurden über das Umfrage Tool Microsoft Forms erhoben. Gemeinsam mit der Einladung zur Kreisschülerratssitzung wurde ein Link zur Umfrage an die einzelnen Schulen mitgesendet, wodurch insgesamt 1459 Schüler*innen an der Umfrage teilgenommen haben. Die meisten Teilnehmer*innen besuchen die 9. oder 10. Klasse.

Frage

Gültige Antworten

Ungültige Antworten

Gesamt

Auf welche Schule gehst du?

1453

6

1459

In welchen Jahrgang gehst du?

1459

0

1459

Mit welchen Tools arbeitet deine Schule im Distanzunterricht?

1459

0

1459

Wie gut kommst du mit deiner Plattform zurecht?

1456

3

1459

Wie sieht der Distanzunterricht momentan bei euch aus?

1459

0

1459

Wie gut schaffen es die Lehrer*innen die Plattformen und andere Tools sinnvoll einzusetzen?

1452

7

1459

Bist du mit dem Distanzunterricht überfordert?

1459

0

1459

Besitzt du ein eigenes mobiles Endgerät?             

1458

1

1459

Wie geht es dir momentan/Wie kommst du mit der aktuellen Situation zurecht?

1457

2

1459

Kreuze bitte an was auf dich zutrifft:

4868

0

4868

Wie sehr wird dein soziales Leben durch Corona eingeschränkt?

1459

0

1459

Wie gut kommst du mir den Corona Einschränkungen klar?

1459

0

1459

Freiwillige Begründung wie man momentan mit den Einschränkungen klar kommt

384

19

403

Gibt es in deiner Schule/ in deinem Umfeld genügend Hilfsangebote bei psychischen Problemen und Sorgen?

1457

2

1459

1.1 Auf welche Schule gehst du?

1.2 In welchen Jahrgang gehst du?

2. Der Distanzunterricht

2.1 Mit welchen Tools arbeitet deine Schule im Distanzunterricht?

2.2 Wie gut kommst du mit deiner Plattform zurecht?

2.3 Wie sieht der Distanzunterricht bei dir aus?

2.4 Wie gut schaffen es deine Lehrer*innen die Plattformen und andere Tools sinnvoll einzusetzen?

2.5 Besitzt du ein eigenes mobiles Endgerät?

Wenn nein, hat dir deine Schule ein mobiles Endgerät zur Verfügung gestellt?

3. Persönliche Fragen

3.1 Bist du mit dem Distanzunterricht überfordert?

3.2 Wie geht es dir momentan/Wie kommst du mit der aktuellen Situation zurecht?

3.3 Kreuze bitte an was auf dich zutrifft:

3.4 Wie gut kommst du mir den Corona Einschränkungen klar?

Bei dieser Frage konnten die Schüler*innen eine Freiwillige Begründung abgeben, 
403 Teilnehmer*innen haben dies getan (Anlage 2)

3.5 Gibt es in deiner Schule/ in deinem Umfeld genügend Hilfsangebote bei psychischen Problemen und Sorgen?

4. Fazit

4.1 Auswertung

91% der Befragten gab an MS Teams am häufigsten im Distanzunterricht zu benutzen. Lediglich 7% gaben an das Schulportal zu nutzen, andere Angaben waren unteranderem schul.cloud, BBB oder Webex (2.1). Die eigene Plattform bekam in der Bewertung über 4 Sterne (2.2) und damit schneidet besonders Teams besonders gut ab. Die beliebtesten/praktischsten Vorteile von Teams wurden in der KSR-Sitzung nochmals aufgefasst:

  1. Einfache Strukturierung des Programms (Verschafft überblick über Videokonferenzen, Abgabetermine von Aufgaben etc.)
  2. Selbstorganisation (Durch z.B. die Verknüpfung von OneNote)
  3. Gute Verknüpfung zu Office Programmen (Word/PowerPoint/Excel)
  4. Cloud Funktion (Arbeit von unterschiedlichen Geräten möglich)
  5. Kommunikation (Gute Chat Funktion, Dateien/Bilder senden möglich)
  6. Als App verfügbar (Push-Benachrichtigung bei neuen Nachrichten)

Generell spricht man sich sehr für die Nutzung des Tools Microsoft Teams aus.

Die Durchschnittliche Bewertung der Frage 2.4 “Wie gut schaffen es die Lehrer*innen die Plattformen und andere Tools sinnvoll einzusetzen?” liegt bei 3,34 von 5 Sternen. Graphisch betrachtet ist dies ein Mittelwert. In Berücksichtigung aller abgegebenen Bewertungen, sowie Punkt 3.4 fallen uns besonders zwei extrem unterschiedliche Meinungen auf. Ein Teil der Lehrkräfte bietet besonders guten Unterricht an, während der andere Teil kaum, bzw. nur unzureichenden Unterricht anbietet (gemessen an der regulären Stundenzahl). 
Dies könnte zum einen daran liegen, dass Lehrkräfte nicht genug Erfahrung/Wissen im Umgang mit digitalen Arbeitsmethoden haben und zum anderen, dass Lehrkräfte oftmals die Situation der Schüler*innen falsch einschätzen und für unnötigen schulischen-/psychischen Stress sorgen (z.B. durch extra Aufgaben, damit man etwas im Lockdown zu tun hat / zu umfangreiche Arbeitsaufträge (gemessen an der regulären Stundenzahl)).

Ohne Endgeräte ist der Distanzunterricht nicht möglich, jedoch auch mit alten oder unzuverlässigen Geräten ist die Teilnahme am Distanzunterricht sehr erschwert. Ebenfalls reicht es oftmals nicht aus nur das eigene Smartphone als Endgerät zu nutzen. 8% (110 Teilnehmer*innen) der Befragten gaben an kein eigenes mobiles Endgerät zu besitzen, lediglich 40% (44 Teilnehmer*innen) davon gaben an ein mobiles Endgerät von der Schule zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Eine Erklärung für die 60% (66 Teilnehmer*innen) die angaben, kein mobiles Endgerät zur Verfügung gestellt zu bekommen sehen wir darin, dass die Hemmschwelle sehr groß ist sich bei der Schule zu melden, um sich ein Endgerät auszuleihen. Ein wesentlicher Faktor hierbei ist es ebenfalls, dass die Kommunikation zwischen Schule und Schüler*innen oftmals nicht reibungslos verläuft. Einzelne Schüler*innen wussten teilweise nichts von diesem Angebot obwohl sie ein mobiles Endgerät benötigt hätten.

Alle die auf Frage 3.1 „Bist du mit dem Distanzunterricht überfordert“  mit „Ja“ geantwortet haben, wurden auf eine extra Frage weitergeleitet, in der sie eine freiwillige Begründung abgeben konnten. Insgesamt haben 494 Schüler*innen dies getan (Anlage 1).
Die häufigsten Antworten waren:

  1. Großes Durcheinander der Politik (Planungsunsicherheit)
  2. Viel Druck/Stress
  3. Motivationsprobleme (Viel Zeit drinnen verbracht, Druck, allein gelassen)
  4. Oft zu wenig Hilfestellungen von Lehrkräften

Das Ergebnis der Frage 3.2 „Wie geht es dir momentan/Wie kommst du mit der aktuellen Situation zurecht?“ sind nicht zufällig 3.13 Sterne (von 5).
Ebenfalls, wie bei der Frage 2.4, erkennen wir wieder zwei Extreme. Zum einen gab es viele die 4-5 Sterne vergaben, andererseits aber auch viele die nur 1-2 Sterne vergaben.
Diese Beurteilung der Schüler*innen ist ernsthaft zu beobachten, da niemand zurückgelassen werden darf.
Gerade die Lehrkräfte sind jetzt besonders als Pädagogen*innen gefragt auf die Schüler*innen zu achten, ebenso bitten wir auch alle Schüler*innen auf eure Freunde*innen zu achten.

Die Frage 3.3 war eine erweiterte Frage zu 3.2 und war als multiple-Choice Frage angelegt, wobei es jeweils eine positive Auswahlmöglichkeit (Bsp. „Besonders strukturierte Tagesstruktur“) sowie als Gegenstück eine negative Auswahlmöglichkeit (Bsp. „Verlust der Tagesstruktur“) gab.
Insgesamt schnitten allerdings die negativen Auswahlmöglichkeiten „besser“ ab, was besonders bei den Punkten „Das Gefühl von Einsamkeit“, „Verlust der Tagesstruktur“, sowie „Sorgen um die Zukunft“ sehr eindeutig zu erkennen ist. Besonders auf diese drei Punkte sollten die Schulen im Kreis Offenbach jetzt im Wechsel- und voraussichtlich bald wieder im Präsenzunterricht ein besonderes Augenmerk setzen. Auch mit dem Blick auf längerfristige folgen des Distanzunterrichts sollten Lehrkräfte jetzt dem entgegenwirken und mit ihrer pädagogischen Arbeit frühzeitig und möglichst nah an den Schüler*innen ansetzen.

In der Freiwilligen Begründung zu den Corona Einschränkungen (Anlage 2), welche die bisherigen Erkenntnisse aus den Fragen 3.3 & 3.2 verdeutlicht.
Die Häufigsten Antworten waren:

  1. Das Fehlen von sozialen Kontakten
  2. In der Familie kommt es häufig zu Reibungen
  3. Psychische Probleme
  4. Unsicherheit
  5. Planungsunsicherheit (bzgl. der Kontaktpersonen)
  6. Keine Tagestruktur

Ein sehr wichtiger Punkt der unmittelbar die Schulsozialarbeit betrifft wurde in der letzten Frage 3.5 aufgefasst. Ca. 45% gaben an, dass zu wenig über Hilf- und Beratungsangebote informiert wird. Zusätzlich gaben 14% an, dass es zu wenig Hilf- und Beratungsangebote gibt.
Einen wesentlichen Grund für diese hohen Zahlen sehen wir darin, dass das Thema Psychische Gesundheit viel zu wenig im Schulalltag behandelt wird, bzw. zu einen Tabuthema erklärt wird.

4.2 Die Kreisschülerratssitzung

Am 28.04.2021 fand die zweite Kreisschülerratssitzung im SJ 20/21 statt. Thema der Sitzung war die vorausgegangene Umfrage zum Distanzunterricht und eine gemeinsame Reflektion der letzten Zeit. 

Die 20 Teilnehmer*innen arbeiteten aus den Ergebnissen der Umfrage folgendes heraus:

  1. Die Nutzung von Teams hat vielen Schüler*innen im Distanzunterricht geholfen, da das Programm sehr benutzerfreundlich ist, sowie für eine gute Struktur/Überblick sorgen kann. Es ist allerdings auch zu beobachten, dass es ganz stark auf die einzelnen Lehrkräfte ankommt, wie sinnvoll der Einsatz von Teams ist (unorganisierte Lehrkräfte sorgen für Chaos und Planungsunsicherheit bei den Schüler*innen). Teams ist allerdings nie der alleinige Kommunikationsweg, weshalb parallel auch immer andere Programme genutzt werden. Je nach Schule führt dies zu Problemen, da es teilweise zu viele Programme sind die Schüler*innen täglich auf neue Nachrichten o.ä. überprüfen müssen (z.B. Teams + Schulportal + Mails).
  2. Viele Schüler*innen fühlen sich momentan sehr alleine gelassen von der Politik. Immer wieder gibt es Einschränkungen die unmittelbar die Schüler*innen betreffen. Daher möchten wir generell mehr mit in die Planung eingebunden werden, damit die Stimme der Schüler*innen mehr berücksichtigt wird.
  3. Nach einem Jahr Pandemie hat man vielerorts im Umgang mit digitalen Arbeitsmethoden einiges dazu gelernt. Meistens fehlt es jedoch in den Schulen an der Ausstattung um weiterhin digital Arbeiten zu können. Versprechungen welche bereits vor Corona getroffen wurden sind teilweise immer noch nicht umgesetzt worden, obwohl es aktuell wichtiger denn je ist. Zudem sollten alle Schulen eine vergleichbare Ausstattung besitzen, damit jede*r Schüler*in die gleiche Bildung genießen kann, unabhängig vom Wohnort oder der Schulform.
  4. Gerade mit Blick auf die letzte Frage der Umfrage ist es besonders wichtig, dass es zum einen mehr Hilfsangebote gibt und vor allem, dass diese auch klar kommuniziert werden. Vielen ist nicht bekannt, warum man sich Hilfe suchen sollte und vor allem wo man sich Hilfe suchen kann. Das zweite Problem ist, dass psychische Gesundheit oftmals ein Tabuthema ist, weshalb sich viele auch dafür schämen nach Hilfe zu Fragen.
    Es muss dringend daran gearbeitet werden, dass Schüler*innen sich nicht dafür schämen müssen Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zudem bedarf es einer besseren Kommunikation und Aufklärung zum Thema psychische Gesundheit.

4.3 Fazit

Rückblickend auf den Distanzunterricht beobachten wir, dass die Schüler*innen generell in zwei Extreme geteilt sind (siehe: 2.4, 3.1, 3.2, 3.3, 3.5). Einige Schüler*innen profitieren vom Distanzunterricht und dem selbstständigen Lernen, fast genauso viele scheitern genau daran.
Diese Spaltung der Schüler*innen, welche sich auf die Motivation, auf Lernstände oder auf die psychische Gesundheit auswirkt, sollte unbedingt von den Schulen zur Kenntnis genommen werden, damit die Lehrkräfte sowie Sozialarbeiter*innen und Schulpsychologen*innen entsprechend handeln können. Ziel sollte sein, dass (wieder) alle die gleichen Voraussetzungen erlangen können.

Ebenfalls ist es wichtig, dass das Thema psychische Gesundheit mehr in den Fokus des Schulalltags rückt und es mehr Sensibilisierung und Aufklärung für dieses wichtige Thema gibt, da vielen Schüler*innen immer noch nicht klar ist, wo bzw. wie sie sich Hilfe oder eine Beratung holen können.

Langfristige Folgen des Distanzunterrichts wie z.B. Lernrückstände sollten genauso aufgearbeitet werden wie die Psychischen Folgen nach knapp einem halben Jahr des Distanzunterrichts.

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